#mut
Der Zacken und die Krone – Mut?
„Da brichst Du Dir doch keinen Zacken aus der Krone!“ – so heißt es manchmal.
Ich mir schon!
Und so sitze ich beim Zahnarzt.
Da will ich mir meine Krone im Mund wieder reparieren lassen.
Zahnarzt.
Ein Wort, das bei vielen doch etwas mit Mut zu tun haben könnte. In meinem Fall hatte ich Glück. Es macht nichts, dass ich mir nen Zacken aus der Krone gebrochen hab. Das Innere der Krone ist unverletzt und so bin ich nach fünf Minuten und etwas abschleifen wieder aus der Praxis draußen. Ganz ohne dafür zahlen zu müssen. Das ist toll! Dank der Krankenversicherung.
Ist es mutig sich für ein System einzusetzen, das auf Solidarität baut, in dem der nicht so gut bezahlte Arbeiter auch von dem besser bezahlten Manager mitgetragen wird?
Nun sitze ich auf meinem Fahrrad – spüre den Fahrtwind und freu mich, dass meine Zacken mich nichts gekostet hat.
Im Park, in den ich fahre, ist es schön grün und ich genieße die Ruhe.
Als ich um eine Ecke biege, sehe ich etwas entfernt eine Frau auf dem Boden sitzen. Ein Gartenamtsmitarbeiter versucht, ihr aufzuhelfen. Im ersten Moment bleibt es auch bei „versucht“.
Eine tätowierte Frau mit Hund und Stöpseln in den Ohren geht daran vorbei. Sie sieht den Hilfeversuch und schlägt eine andre Richtung ein.
Echt jetzt? – Da muss man doch helfen! – denke ich.
Nur um Sekunden später dumm da zu stehen. –
Also zumindest innerlich. Ich bin meinem voreiligen Urteil auf dem Leim gegangen.
Die tätowierte Frau hat nur eine andere Richtung eingeschlagen, um am Pfosten den Hund anzubinden und dann ebenfalls zu der Frau zu gehen.
Oh Mann. Ich und meine vorschnellen Urteile über andere.
Als sie ankommt, bin ich ebenfalls bei der Frau und dem Gartenarbeiter. Mittlerweile ist er hinter die Frau getreten und hilft ihr von hinten hoch. Dieses mal heißt es „hilft ihr von hinten hoch“.
Die Frau steht wieder.
Alle Beteiligten sind erleichtert und immer noch fürsorglich. Der Gartenarbeiter fragt, ob alle gut ist, sagt der Frau, dass sie gut auf sich schauen soll.
Die tätowierte Frau mit Hund bietet der Dame an, sie nach Hause zu begleiten.
Ich frage, ob sie etwas braucht.
Jedoch merke ich, dass die Dame gut versorgt ist und fahre weiter. Mit ein bisschen „Pippi in den Augen“, wie eine Freundin von mir zu sagen pflegt um auszudrücken, dass sie bewegt ist und ihr doch ein zwei Tränchen über die Wange laufen.
Schön zu sehen, wie hilfsbereit Menschen sind. 100% der Personen, die diesen Vorfall gesehen haben, haben geholfen oder haben ihre Hilfe angeboten.
War das mutig?
Jetzt hatte der Gartenarbeiter eine sogenannte „Behinderung“.
Er hat offensichtlich das Down-Syndrom.
Hat ihn das daran behindert, mutig zu sein? – nein.
Hat ihn das daran behindert, menschlich zu sein? – nein.
Hat es ihn daran behindert, mitfühlend und hilfsbereit zu sein? – nein.
Er war derjenige, der als erstes geholfen hat.
Ebenso war die tätowierte Frau mit Hund und Kopfhörern in den Ohren hilfsbereit.
Jenseits eines möglichen Vorurteils ihres Äußeren gegenüber.
Und ich denke darüber nach, was „Mut“ ist.
Ist es mutig, jemandem zu helfen?
Ist es mutig, ohne Vorurteile auf Menschen zuzugehen?
Ist es mutig, sich für Vielfalt und Solidarität einzusetzen?
Vielleicht ja, vielleicht auch nein.
An sich kann das nur jeder für sich entscheiden, was für ihn oder sie Mut bedeutet.
Sei mutig in deinem Leben!
Und schaue dabei gut auf Dich.